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Ein Brautstrauß und sein Beiwerk, das auf eine äußerst interessante Geschichte zurückblickt ...

Ein Brautstrauß und sein Beiwerk, das auf eine äußerst interessante Geschichte zurückblickt ...

Unsere Braut wünschte sich einen Brautstrauß mit weißen Rosen, einem blau-türkisfarbenen Band, gebunden mit leichten Blauakzenten im Beiwerk. Wir wählten hierzu "Nigella", da sie durch ihre sternförmige Blütenform und das dezente Blau einfach zauberhaft wirkt. Nun zur äußerst interessanten Geschichte dieser eher unbekannten Pflanze:
Die Gattungsbezeichnung Nigella (Lat. nigellus = schwarz) verweist auf die schwarz gefärbten Samen. Die Nigella, die früher eine häufig vorkommende Bauerngartenpflanze war, trägt eine Reihe von deutschen Namen. Dazu zählen unter anderem Jungfer im Grünen, Gretl in der Stauden, Gretchen im Busch, Venushaarige, Braut in Haaren usw.
Der Name Gretl in der Stauden spielt auf eine österreichische Sage an, nach der die reiche Bauerntochter Gretl ihrer Liebe zu dem Keuschlersohn Hans auf Wunsch des Vaters entsagen musste. Nachdem sie sich in Sehnsucht nach einander verzehrten, wurden sie in Blumen verwandelt. Während Gretl zur "Jungfer im Grünen" wurde, wurde aus Hans der "Vogelknöterich" oder "Gemeine Wegwarte", die beide im Volksmund auch den Namen Hansl am Weg tragen.
In der Symbolsprache ist die Jungfer im Grünen eine der klassischen Blumen der verschmähten Liebe. Junge Frauen gaben verschmähten Freiern ihre Ablehnung durch diese Blume zu verstehen. Die Übersendung einer „Jungfer im Grünen“ galt ein eindeutiges Signal der Abweisung eines Bewerbers. Andernorts wurde ein Körbchen gesendet, in dem sich neben der Jungfer im Grünen auch andere Abweisung signalisierende Blumen und Kräuter wie etwa Schafgarbe, Kornblume, Augentrost und Wegwarte befanden.
Das Öl aus den Samen der Jungfer im Grünen wird zur Herstellung von Parfüms und Lippenstiften verwendet. Der Dichter Johannes Trojan hat ihr sogar ein eigenes Gedicht gewidmet:

Braut in Haaren
Ob sie auch schön von Angesicht,
eine vornehme Blume ist sie nicht.
Aus der Reichen Gärten ist die verbannt
und aus den Städten hinaus aufs Land,
die Blume Braut in Haaren.
Im Bauerngarten auf dem Beet
wo brennende Lieb' und Raute steht,
da ist sie immer noch gern gesehn,
da seh' ich als Wandrer oft sie stehn,
die Blume Braut in Haaren.
Dann tret' ich hin an den Gartenzaun,
um ihr in das Angesicht zu schaun.
Wir beide stehn uns auf du und du,
sie sieht mich an, und ich nick ihr zu:
Guten Morgen, Braut in Haaren

Eintrag vom 30.05.2015